Landesliga-Handballerinnen gehen mit unterschiedlichen Erwartungen in die Rückrunde
Bremen. Für Andrea Wiegandt steht zum Auftakt der Rückrunde in der Handball-Landesliga Nord der Frauen eines fest: „Wir werden bis zum Saisonende nur einen sehr schmalen Kader zur Verfügung haben“, erklärt die Spielertrainerin des HC Bremen. Seit Saisonbeginn schon plagt sie das Verletzungspech, immer wieder fallen wichtige Spielerinnen aus, immer wieder muss sich die Trainerin samt Co-Trainer Joshua Wagner eine andere Startformation überlegen. „Im Moment sieht es bei einigen leider so aus, dass sie nicht wirklich zeitnah wiederkommen“, schwant ihr Übles, „also müssen wir uns mehr oder weniger durch die Rückrunde hindurch kämpfen und hoffen, dass sich niemand mehr verletzt.“
Auch bei der jüngsten 23:25 (12:15)-Heimniederlage gegen den TuS Jahn Hollenstedt II war die HC-Bank recht spärlich besetzt, lediglich neun Feldspielerinnen sowie zwei Torfrauen standen Andrea Wiegandt zur Verfügung. „Wir mussten in diesem Spiel erneut lange Zeit wieder einmal einem Rückstand hinterherlaufen“, zeigt Wiegandt eines von mehreren Problemen auf, die ihre Mannschaft seit Saisonbeginn plagt und umtreibt. „Wir kommen einfach zu selten dazu, den Spielen unseren Stempel aufzudrücken“, führt die Trainerin aus, „dafür fehlen uns einfach die Automatismen, die wir leider im Training mangels Beteiligung nicht einstudieren können.“
Bei Malte Rogoll, Cheftrainer bei Tabellenführer TuS Komet Arsten fällt das Fazit zum bisherigen Saisonverlauf deutlich positiver aus: „Wir führen die Tabelle an“, sagt er, „und jetzt wollen wir dort oben natürlich auch bleiben.“ Vor Beginn dieser Spielzeit hatte Rogoll es noch vermieden, ein konkretes Saisonziel auszugeben, „mehr Punkte als in der Vorsaison, lautete seine Vorgabe – mittlerweile können und wollen seine Spielerinnen allerdings deutlich größere Brötchen backen.
Zwar sei aus Sicht des Trainers beim jüngsten 40:24 (20:12)-Heimsieg gegen Schlusslicht HSG Delmenhorst „nicht alles Gold gewesen, was glänzte“, räumt Rogoll ein, „das lag aber mit Sicherheit auch an dieser ungewöhnlich langen Pause von knapp sechs Wochen.“
Insgesamt sei er zufrieden mit der Einstellung und der Leistung seines Teams, versichert Rogoll, der die verbleibenden zehn Saisonspiele Stück für Stück angehen möchte. „Unser Fokus liegt jetzt auf dem Auswärtsspiel in Hollenstedt“, betont Rogoll, der vor allen Dingen das Kollektiv lobt: „Es passt bei uns menschlich, deshalb läuft es auch sportlich“, resümiert er zufrieden.
Auf den Teamgeist will auch Andrea Wiegandt nichts kommen lassen, allerdings bemängelt die HC-Trainerin die Spielweise ihrer Spielerinnen. „Wir verzetteln uns zu oft im Klein-klein“, moniert sie, „ich glaube, gegen Hollenstedt hätten wir noch drei Stunden spielen können und trotzdem nicht gewonnen.“ Für die nächsten Wochen hat Andrea Wiegandt ihren Spielerinnen einen verbindlichen Auftrag mit auf den Weg gegeben: „Wir müssen in der Abwehr mehr im Kollektiv verteidigen“, fordert sie, „und im Angriff mehr Konsequenz an den Tag legen, das ist unser erklärtes Ziel für den Rest der Saison.“
Beide Trainer haben sich neben der Arbeit am sportlichen Erfolg für die verbleibenden Spiele aber vor allen Dingen eines ganz fest vorgenommen – Spaß am Handball haben. „Die Liga ist insgesamt viel stärker, als in den vergangenen Jahren“, führt Andrea Wiegandt aus, „von der Qualität her können wir aber ganz ordentlich mithalten, weil alle Freude daran haben, was sie tun.“ Malte Rogoll hat eine Antwort auf die Frage, wie der Spaß erhalten bleiben könnte: „Spiele gewinnen.“
Geschrieben von Christian Markwort, veröffentlicht im Weser Kurier am 26.01.2023.